Podcasts auf dem Vormarsch: Was der Digital News Report 2025 über die österreichische Medienlandschaft verrät

Der Digital News Report 2025 des Reuters Institute for the Study of Journalism bietet erneut spannende Einblicke in das Medienverhalten weltweit, darunter auch einen detaillierten Blick auf Österreich. Besonders auffällig: Podcasts gewinnen weiter an Bedeutung als Nachrichtenquelle, vor allem bei jüngeren Menschen. Gleichzeitig steigt das Vertrauen in Medien in Österreich. Das ist ein seltener, aber wichtiger Positivtrend in einer sonst oft fragmentierten Nachrichtenwelt.

Clemens

6/27/20252 min read

Mehr Menschen hören Nachrichten-Podcasts

Laut dem Länderbericht für Österreich geben 11 Prozent der Befragten an, in der vergangenen Woche einen Nachrichten-Podcast gehört zu haben. Damit sind Podcasts zwar noch nicht auf dem Niveau gedruckter Tageszeitungen - diese werden wöchentlich von 31,5 Prozent der Befragten gelesen - holen aber merklich auf.

Vor allem die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen setzt zunehmend auf Podcasts zur Informationsbeschaffung: 25,4 Prozent von ihnen hören mindestens einmal pro Woche ein Audioangebot, das sich mit österreichischen oder ausländischen Nachrichten beschäftigt. Überraschend ist durchaus auch, dass sich Podcastsbei den über 55-Jährigen wachsender Beliebtheit erfreuen. In dieser Altersgruppe hört fast jeder fünfte wöchentlich ein entsprechendes Nachrichtenformat. Das Medium Podcast bleibt also längst kein reines Jugendphänomen mehr.

Wer hört Podcasts – und warum?

Die Studie zeigt: Menschen mit einer politischen Selbsteinschätzung links der Mitte greifen überdurchschnittlich häufig zu Podcasts als Nachrichtenquelle. Viele Hörer:innen schätzen außerdem, dass Podcasts komplexe Themen vertiefen und verständlich aufbereiten.

Dieses Vertrauen in die inhaltliche Qualität spiegelt sich auch in der Zahlungsbereitschaft wider: 63,8 Prozent der Befragten können sich vorstellen, für Podcast-Inhalte zu zahlen. Das spricht für ein Medium, das mehr als reine Unterhaltung bietet. Nämlich Orientierung und Tiefe in einer schnelllebigen Medienlandschaft.

Vertrauen in Medien steigt – erstmals seit Jahren

Eine der wohl erfreulichsten Entwicklungen des diesjährigen Berichts: Das Vertrauen in Medien ist in Österreich wieder gestiegen. Nach Jahren des Rückgangs liegt der Anteil derjenigen, die den Nachrichten insgesamt vertrauen, nun bei 41 Prozent – ein Zuwachs von knapp 6 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.

In einer Zeit, in der Polarisierung, Desinformation und Plattformlogiken die Medienlandschaft herausfordern, ist das ein wichtiges Signal und Qualitätsjournalismus wird wieder stärker wertgeschätzt. Jedoch ist das Vertrauen in den Journalismus noch weit von seinem Höchststand während der Coronpandemie entfernt.

Zwei Trends verändern die Medienlandschaft

Neben der wachsenden Podcast-Nutzung und dem gestiegenen Vertrauen zeichnen sich laut dem Bericht zwei wesentliche Trends ab. Zum einen entsteht gerade ein neues, alterntaives Medien-Ökosystem, insbesondere auf Plattformen wie YouTube und TikTok. Auch wenn in Österreich weniger Menschen als im globalen Durchschnitt diese Kanäle nutzen, zeigt sich hier ein klarer Trend: Journalistische Inhalte müssen plattformgerechter aufbereitet werden, um sichtbar zu bleiben.

Zum zweiten treten KI-Chatbots erstmals als Nachrichtenquelle in Erscheinung. Ob über generative Systeme wie ChatGPT oder in Form integrierter Assistenten auf Plattformen – künstliche Intelligenz wird zunehmend Teil des Informationsalltags. Das stellt Medienhäuser vor neue Herausforderungen: Wie bleibt Journalismus sichtbar, glaubwürdig und relevant in einer Umgebung, die sich rasant verändert?