Podcasts als Wahlkampfsmittel: Wie Politiker:innen neue Zielgruppen erreichen
Podcasts sind längst mehr als nur Unterhaltung und Hintergrundrauschen beim Kochen, Pendeln oder Sporteln. Sie sind zu einem mächtigen Mittel in der politischen Kommunikation - vor allem kurz vor Wahlen - geworden. In den USA zeigt sich bereits, wie Podcasts genutzt werden, um gezielt Wählerinnen und Wähler anzusprechen, die mit klassischer Politik und den traditionellen Medien kaum was anfangen können. Auch in Europa wächst die Bedeutung von Podcasts für die Politik. Was steckt hinter dem Trend?
Celeste & Clemens
6/2/20252 min read


Die Geschichte der politischen Kommunikation ist untrennbar mit der Entwicklung der Medienlandschaft verknüpft. Was einst das Radio war, wurde vom Fernsehen abgelöst. Später dominierten das Internet und Social Media. Heute sind es zunehmend Podcasts, die in den Fokus rücken. Ihre Stärek: Nähe, Intimität und die Möglichkeit, Inhalte tiefgehender zu behandeln als in anderen Formaten.
Trump bei The Joe Rogan Experience, Harris bei Call Her Daddy
Ein besonders eindrückliches Beispiel kommt aus den USA. Dort hat Donald Trump Podcasts strategisch für seinen Wahlkampf genutzt und damit ein Millionenpublikum erreicht. In 14 großen Podcast- und Streamingformaten war er präsent. Alleine auf YouTube kamen so über 80 Millionen Aufrufe zusammen. Sein dreistündiges Gespräch mit Joe Rogan, dem wohl bekanntesten sowie gefürchtetsten US-Podcaster, wurde über 58 Millionen Mal angeklickt.
Trump erreicht somit junge, politisch eher desinteressierte Männer - eine seiner Kernzielgruppen. Gleichzeitig muss er sich in diesen Formaten selten kritischen Fragen stellen. Laut einer Studie im Fachjournal European Economic Letters konnte Trump durch diese Podcast-Auftritte vor allem seine Beliebtheit bei unabhängigen Wählern steigern.
Doch nicht nur rechte Politiker wie Trump entdecken Podcasts für sich. Auch Kamala Harris setzt auf das Medium, obgleich mit einem anderen Ansatz. Sie war zu Gast bei Alex Cooper, Host von Call Her Daddy. Dort sprach Harris offen und emotional über persönliche Themen - und musste sich politisch kaum erklären. Das Ergebnis: Sie erreichte gezielt junge Frauen, die sonst wenig mit Politik zu tun haben. Auch Alex Cooper erklärte, dass sie eigentlich nie Politikerinnen und Politiker zu sich einlädt, für Harris aber eine Ausnahme machte. Schlussendlich bot auch dieser Podcast eine Bühne, die klassische Talkshows nicht bieten können: authentisch, niedrigschwellig und nahbar.
Der Trend schwappt nach Europa
Auch im deutschsprachigen Raum zeigt sich dieser Trend. Jedoch kommen hier Politikerinnen und Politiker noch vorwiegend in journalistischen Podcast-Formaten zuvor. Kurz vor der Bundestagswahl in Deutschland waren die Spitzenkandidat:innen der Parteien zu Gast in Podcasts wie Jung & Naiv, Lage der Nation oder Alles gesagt?.
In Österreich interviewen die Hosts von Formaten wie das Falter Radio, exxpress live oder Ganz Offen Gesagt Politiker:innen immer wieder mal Politiker:innen.
Was bedeutet das für die Zukunft der politischen Kommunikation?
Ob Podcasts die politische Öffentlichkeitsarbeit revolutionieren, lässt sich derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen. Aber eines ist klar: Wer neue Zielgruppen erreichen will - etwa junge Menschen oder politisch Desinteressierte - kommt um Podcasts kaum mehr herum. Die nächste Gelegenheit zur Beobachtung bietet sich in Österreich 2026, wenn wieder gewählt wird. Spätestens dann wird sich zeigen, was für eine Rolle Podcasts im heimischen Wahlkampf spielen.
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